Die Bereitschaft und Veranlagung zur Losgelassenheit ist von Pferd zu Pferd unterschiedlich. Unterschiede im Nervenkostüm und in der Arbeitsmotivation aber auch Schmerzen haben Einfluss darauf, ob Pferde sich grundsätzlich oder auch unter dem Reiter entspannen.
Zeichen für Anspannung sind: Zähneknirschen, Schweifschlagen, übermäßige Schreckhaftigkeit, Taktfehler und Muskelabbau trotz Training.
Nur ein Gleichmaß der Bewegungen (Takt) führt zu losgelassener Muskulatur und einem runden Bewegungsbild.
Unkoordinierte, ruckartige Bewegungen, reiten mit übersteigertem Tempo und physische oder psychische Überforderung führen zu Muskelverspannungen, denn Losgelassenheit ist das Gegenteil von Verspannung. Nicht mit völliger Entspannung zu verwechseln!
Losgelassenheit wird über positive Muskelspannung inform einer stabilen Rumpfmuskulatur erreicht, damit der Rücken keine Haltearbeit übernehmen muss, sondern locker schwingen und arbeiten kann. Zu wenig Muskelspannung, die häufig im Freitbereich zu sehen ist führt zu Absinken des Rückens und Vernachlässigung der Brückenkonstruktion.
Ein großer Fehler ist es, Pferde über deren eigenem Tempo zu reiten und sie dadurch “lösen” zu wollen.
Gerade zum Beginn einer Trainingseinheit ist es besonders wichtig, Pferde in einem unspektakulären und ruhigen Bewegungsablauf zu reiten, damit die Muskulatur sich zunächst erwärmen kann und das Pferd auch physisch nicht überfordert wird.
Übertouriges Reiten ist für ein Fluchttier immer mit Stress verbunden und führt oft zu Taktfehlern.
Durch mangelnde Losgelassenheit wird die Muskulatur nicht ausreichend durchblutet und kann sich nicht weder Aufbauen noch Kraft entwickeln. Muskelverspannungen und Verletzungen, die dann Auswirkungen auf die Gelenke haben sind (wenn sie nicht durch ein Trauma ausgelöst wurden) sind immer eine Folge mangelnder Durchblutung. Die zuständigen Blutgefäße werden meist durch Verspannung des Muskel-Faszien-Systems komprimiert und versorgen das umliegende Gewebe nicht mehr adäquat.
Innerliche und äußerliche Losgelassenheit ist die Grundvorraussetzung für jedes Training und jede Disziplin. Nur dann kann sich ein Pferd an die Reiterhand herandehnen, den Rücken aufwölben und zum schwingen kommen, den Reiter besser ausbalancieren und gezielt Muskulatur und Kraft entwickeln.
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